Für den Gewässerschutz ist der ordnungsgemäße Betrieb der Mischwasserbehandlungsanlagen von Entwässerungssystemen nachzuweisen. 2002 legte die Stadt Aschaffenburg daher das „Beckenbauprogramm“ zur Sanierung des vorhandenen Mischwasserbehandlungssystems auf. Damals plante man auf Basis von durchgeführten Schmutzfrachtberechnungen den Neubau von 14 Regenüberlaufbecken sowie den Rückbau von 22 vorhandenen Regenüberlaufbauwerken. Wesentliche Grundlagen dieser Berechnungen stammten noch aus dem generellen Entwässerungsplan von 1981.

Generalentwässerungsplan Aschaffenburg - UNGER ingenieureInzwischen sind von den 14 geplanten Regenüberlaufbecken zwei gebaut. Durch die Betriebserfahrungen des Tiefbauamts Aschaffenburg kamen aber Zweifel an der Größe dieser neuen Becken auf.

2011 beauftragte die Stadt Aschaffenburg UNGER ingenieure mit der Erstellung eines neuen Mischwasserbehandlungskonzepts und zugehörigen Schmutzfrachtberechnungen, die auf aktuelle Grunddaten des Entwässerungssystems und der angeschlossenen kanalisierten Flächen zurückgreifen sollten. Für das über 300 km lange Kanalnetz von Aschaffenburg wurde deshalb im Vorfeld der Schmutzfrachtberechnungen ein digitales Kanalnetzinformationssystem aufgebaut. Zudem enthält das System auch die Daten aller Sonderbauwerke, die mittels einer computergesteuerten Bauwerksvermessung im Jahr 2012 aufgenommen wurden. Maßgeblichen Einfluss auf die Schmutzfrachtberechnungen haben vor allem die an die Kanalisation angeschlossenen befestigten Flächen. Da Aschaffenburg derzeit keine getrennten Abwassergebühren erhebt, wurde eine Methode zur Bestimmung der abflusswirksamen Flächenanteile entwickelt, die auf der Basis von GIS-Auswertungen und Vor-Ort-Aufnahmen realitätsnahe Werte liefert. Durch angesetzte Erweiterungsgebiete und innerörtliche Verdichtungen wurden zudem langfristige städtebauliche Entwicklungsvorgaben berücksichtigt.

Für die Stadt Aschaffenburg hat sich dieser Aufwand gelohnt. Mit dem Neubau von nur noch drei Regenüberlaufbecken und der Sanierung bestehender Regenüberlaufbauwerke ist der Sanierungsbedarf erheblich geringer als im ursprünglichen Beckenbauprogramm vorgesehen. Damit kann die Stadt deutliche Kosten einsparen.