Die technische Infrastruktur ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland ein enorm wichtiger Schlüsselfaktor. Insbesondere vor dem Hintergrund von Globalisierung, Klimawandel, Ressourcenverknappung und Digitalisierung ist eine sicher, wirtschaftlich und energieeffizient funktionierende technische Infrastruktur eine der wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen. Gefördert durch die Helmholtz-Gemeinschaft startete das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Ende 2016 den Innovations-Hub „Prävention im Bauwesen“ mit einem 5-Jahres-Budget von 1,82 Millionen Euro, um Kompetenzen zu vernetzen und passende Technologien für die Zukunft zu erarbeiten. UNGER ingenieure ist Partner des KIT Innovation Hub und bringt sich mit seiner Expertise in die „Foresight Innovation Community Wasser“ aktiv ein.

Am 14. Mai 2019 fand die Auftaktveranstaltung in Karlsruhe statt. UNGER ingenieure war dort durch Dipl.-Ing. Michael Kilian, Leiter des Kompetenzfelds Bauwerksinstandhaltung bei UNGER ingenieure, vertreten.

Die Auftaktveranstaltung in Karlsruhe macht deutlich, wie wichtig der ganzheitliche Forschungsansatz des KIT Innovation Hub ist.

Als erster Redner zeigte Prof. Dr. Christof Wöll, Direktor des Instituts für Funktionelle Grenzflächen (IFG) des KIT, unter dem Stichwort „Kaleidoskop Infrastruktur“ die zukünftige Bedeutung der computerbasierten Materialforschung und -entwicklung am KIT auf.

Wie wichtig die Berücksichtigung gesellschaftlicher Entwicklungen und Bedürfnisse bei technischen Innovationen ist, beleuchtete Dr. Alexandra Hausstein vom Institut für Technikzukünfte des KIT in ihrem Vortrag. Es gilt zu verstehen, wie Innovationen, Zukunftsvorstellungen und gesellschaftlicher Wandel zusammenhängen.

Der Beitrag von Dr.-Ing. Kristian Weiland, Leiter des Bereiches Großprojekte und Chief Technology Officer bei der DB Netz AG in Karlsruhe, kam direkt aus der Praxis: Hier wird das Ziel, eine nachhaltige Infrastruktur zu bauen und zu unterhalten, bereits in die tägliche Projektarbeit integriert. Eine besondere Herausforderung bei Bauprojekten sei auch die Tatsache, dass es sich um eine rechtlich sehr komplexe Materie handele. Dr. Katrin Rohr-Suchalla hatte darauf in ihrem Vortrag direkt eine Antwort. Sie machte deutlich, dass dauer¬haftes und nachhaltiges Bauen, auch durch den öffentlichen Bauherrn, rechtlich möglich und in der Praxis ohne Mehraufwand möglich ist.

Dr. habil. Peter Thissen vom IFG des KIT eröffnete den Nachmittagsteil der Veranstaltung mit einem für viele Teilnehmer überraschenden Blick auf die atomaren Wechselwirkungen zwischen Baustoffen und Umwelt. Er berichtete über molekulare Mechanismen der mechanischen und chemischen Korrosion auf zementgebundenen Werkstoffen.

Wie können sich Städte an den Klimawandel anpassen? Dieser Frage ging Dr. Hans Schipper, Leiter des Süddeutschen Klimabüros am KIT, in einem abwechslungsreichen Vortrag über die bereits spürbaren Wirkungen des Megatrends Klimawandel auf das Bauwesen im Allgemeinen und die Infrastruktur im Speziellen nach.

Prof. Dr. Andreas Gerdes, Leiter des KIT Innovation HUB, berichtete abschließend über die bisher erreichten Ziele und Projekte (zum Beispiel die Baumaßnahme zum Hochwasserschutz in der Modellgemeinde Malsch) und die zukünftigen Aktivitäten des KIT Innovation HUB.

Die künftigen Herausforderungen für die Infrastruktur brauchen dringend einen ganzheitlichen Forschungsansatz.

Dieser Tag machte eine Tatsache sehr klar: Um die Herausforderungen der Zukunft für die Infrastruktur – nicht nur in Deutschland – erfolgreich zu meistern, brauchen wir Experten aus verschiedenen Fachgebieten und unbedingt diesen weltweit einzigartigen, ganzheitlichen Forschungsansatz des KIT Innovation Hub. „Für die beteiligten Gruppen bietet der Hub durch den Zugang zu der für dieses Thema weltweit einzigartigen Forschungsinfrastruktur des KIT große wirtschaftliche Chancen“, unterstreicht Professor Andreas Gerdes, Koordinator des KIT-Innovations-Hub „Prävention im Bauwesen“. Werkstoffe der Zukunft brauchen eine neuartigen Designprozess, zum Beispiel durch Forschung auf atomarer Ebene mit dem Ziel, Moleküle genau entsprechend der Anforderungen an das Material zusammenzustellen. Durch nachhaltiges Bauen lässt sich auch der CO2-Ausstoß verringern, denn die Herstellung von Zement als Rohstoff von Beton ist für ca. 8 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich.

Dazu ist es nötig, dass Hersteller von Baustoffen und -produkten, Bauplaner, Bauunternehmen und Bauherren, Behörden und Normungsgremien aus dem Bereich der technischen Infrastruktur (Wasser, Strom-, Gas- und Fernwärmeleitungen, Straßen und Brücken) gemeinsam bedarfsorientierte, strukturierte Innovationsprozesse etablieren, Forschungs- und Entwicklungsbedarfe identifizieren und dies in die Entwicklung innovativer Produkte, Technologien und Dienstleistungen einbringen – wie es der KIT Innovation Hub initiiert. Für eine wirtschaftliche und energieeffiziente Infrastruktur, die unser aller Lebensqualität erhält und verbessert.

Weitere Informationen zum KIT Innovation HUB finden Sie unter: www.hub-bau.kit.edu
Bildnachweise: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), KIT Innovation HUB – Prävention im Bauwesen, ein Helmholtz Innovation Lab