Seit Jahren wird am Oberrhein daran gearbeitet, die Gefahren von Jahrhunderthochwassern, wie wir sie in Deutschland in den letzten Jahren erlebt haben, zu minimieren. Bereits in den 1980er-Jahren rief Baden-Württemberg das Projekt „Integriertes Rheinprogramm“ (IRP) als Teil einer vertraglichen Vereinbarung zwischen Frankreich und Deutschland ins Leben. 13 Hochwasserrückhalteräume sollen geschaffen und die Oberrheinaue weitestgehend erhalten bzw. wiederhergestellt werden.

UNGER ingenieure war und ist an wesentlichen Projekten des Hochwasserschutzes am Rhein in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz beteiligt. Ein wichtiger Meilenstein für die Realisierung des IRP ist der Polder Rheinschanzinsel bei Philippsburg im Landkreis Karlsruhe.

UNGER ingenieure wurde mit der Genehmigungs- und Ausführungsplanung sowie mit der Bauüberwachung für das Ein- und Auslassbauwerk beauftragt. Auf einer Fläche von 210 ha kann der Polder Rheinschanzinsel ein Volumen von 6,2 Mio. m³ zurückhalten. Für die Aus- und Wiedereinleitung von Wasser aus bzw. in den Rhein wurden drei Bauwerke errichtet: das zentrale Ein- und Auslassbauwerk sowie die Langwiesenschleuse und die Auenschleuse. Die Flutung und Entleerung des Polders wird ausschließlich durch das Ein- und Auslassbauwerk vorgenommen. Neben dem Retentionsbetrieb haben die beiden anderen Bauwerke die Aufgabe der partiellen Flutung zur Auenrenaturierung.

Das zentrale Ein- und Auslassbauwerk wurde als dreizügiges Bauwerk in Stahlbetonmassivbauweise erstellt. In Zusammenarbeit mit dem Karlsruhe Institute of Technology (KIT) wurde die Formgebung weiterentwickelt und optimiert. Im Bereich der Schütze hat die Sohle eine strömungsgünstige 1 Meter hohe Schwelle. Daran schließt eine raue Schanze an, deren Überfall in den Kolksee mündet. Ebenfalls strömungsgünstig ausgebildet sind die seitlichen, einschnürenden Führungswände sowie die Trennpfeiler. Je Zug sind zwei Verschlussebenen mit Rollschützen eingerichtet, die mittels elektromechanischer Stellantriebe über Zahnstangen reguliert werden können. Die Mess- und Steuereinrichtungen sind in einem separaten Betriebsgebäude auf der Dammkrone untergebracht. Der rheinseitige An- und Abströmbereich wurde in Größe und Gestaltung den funktionalen und örtlichen Gegebenheiten zur Anbindung des Ein- und Auslassbauwerks und der Auenschleuse angepasst. Hierzu wurde vom Philippsburger Altrhein bis zu den beiden Bauwerken ein Gewässerzug im Charakter der für die Rheinauen typischen Schluten angelegt.

Das Projekt auf einen Blick:

Auftraggeber: Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 53.2
Leistungen UNGER ingenieure: Entwurfs- und Ausführungsplanung, Bauüberwachung, SiGeKo
Gesamtkosten: ca. 4,6 Millionen Euro