Der Rückhalteraum Ichenheim/Meißenheim/Ottenheim (RHR IMO) ist einer von 13 Rückhalteräumen des Integrierten Rheinprogramms (IRP) zur Wiederherstellung des 200-jährlichen Schutzniveaus am Oberrhein. Er erstreckt sich von Ottenheim im Süden bis nördlich von Meißenheim und ist in drei Teilräume unterteilt, wovon der mittlere mit einer Fläche von ca. 390 ha maßgebend dafür ist, das geforderte Rückhaltevolumen von 5,8 Mio. m³ im Fließpolderbetrieb rückzuhalten.
Die Arbeitsgemeinschaft UNGER ingenieure/CDM Smith Consult wurde in der Phase der Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens mit den Ingenieurleistungen der Objektplanung für Neubau und Sanierung von Bauwerken und Gewässerbaumaßnahmen in allen drei Teilräumen beauftragt. Unter der Projektleitung von UNGER ingenieure ist die ARGE sowohl für die Projekt als auch die fachliche Koordination der Gesamtmaßnahme verantwortlich, die weitere Fachplanungen für Dammbaumaßnahmen sowie Grundwasserhaltungen beinhaltet.
Die Planungsaufgabe ist anspruchsvoll und komplex. Der Raum soll für Naherholung und Forst vielfältig nutzbar sein. Zudem sind die ökologischen Anforderungen, die schwierigen wasserwirtschaftlichen Randbedingungen durch die Lage entlang einer Stauhaltung und die Interaktion mit den angrenzenden Rückhalteräumen Elzmündung im Süden und Altenheim im Norden sowie der Gewässer Rheinseitengraben, durchgehender Altrheinzug und Mühlbach zu berücksichtigen.
Das Konzept der ARGE sieht für den RHR IMO einen gesteuerten Rückhalteraum vor. Zur Erhaltung und Renaturierung der Auenlandschaft werden an 57 Tagen im Jahr sogenannte ökologische Flutungen mit Abflüssen von 5 bis 60 m³/s durchgeführt. Im Retentionsfall wird der Rückhalteraum mit ca. 80 m³/s durchströmt. Geplant sind die Neubauten eines Einlassbauwerks mit einem gesonderten Zulaufgerinne vom Rhein und eines Auslassbauwerks zur Steuerung des mittleren Teilraumes. Ein Pumpwerk nördlich von Ottenheim gewährleistet ab mittleren ökologischen Flutungen und im Retentionsfall die Aufrechterhaltung der binnenseitigen Vorflut des Mühlbachs. Zudem werden rund 30 weitere Bauwerke wie Brücken, Durchlassbauwerke, Furten, Trenndämme, Fischaufstiegsanlagen, Wegeanpassungen sowie rund 4 km Gewässerbaumaßnahmen erforderlich. Die Beantragung der Planfeststellung ist für 2022 geplant.
Technische Ausrüstung der Gesamtanlage mit losübergreifender Stromversorgung und Kommunikationsanbindung
Neben der Objektplanung der Ingenieurbauwerke inklusive der maschinentechnischen Ausrüstung wurde die Arbeitsgemeinschaft UNGER ingenieure/CDM Smith Consult mit der Planung der losübergreifenden Stromversorgung und Kommunikationsanbindung aller elektro- und messtechnisch ausgerüsteten Anlagen im Rückhalteraum und den angrenzenden binnenseitigen Schutzmaßnahmen beauftragt. Dabei wurden IRP-Vorgaben für eine gesicherte Stromversorgung ebenso berücksichtigt wie mögliche Synergieeffekte in Bezug auf die Maßnahmen weiterer Planerlose.
UNGER ingenieure plante zudem ein rückhalteraumübergreifendes Kommunikationsnetzwerk für die elektro- und messtechnisch ausgerüsteten Anlagen aller beteiligten Planerlose.
Teil der Planung sind darüber hinaus die erforderlichen Leitungstrassen für die Stromversorgung und die Kommunikationsanbindung der elektrotechnisch ausgerüsteten Ingenieurbauwerke zwischen den einzelnen Planerlosen. Es wurde ein Versorgungskonzept entwickelt, das über drei zweiseitig angeschlossene Trafostationen eine redundante Stromversorgung aus dem 20-kV-Mittelspannungsnetz für die meisten Anlagen ermöglicht. Weitere Anlagen können durch die ebenfalls zweiseitig angebundene Ortsnetzstation des Verteilnetzbetreibers versorgt werden. Für binnenseitige Schutzmaßnahmen werden ein eigenes Mittelspannungsnetz und Trafostationen mit redundanten Einspeisepunkten aus dem Ortsnetz errichtet.
UNGER ingenieure hat in Abstimmung mit dem Netzbetreiber für alle Anlagen eine Redundanz der Stromversorgung bis in die Hochspannungsebene realisiert. Für die losübergreifende Kommunikationsanbindung der Ingenieurbauwerke wird nach intensiver Prüfung von alternativen Übertragungstechniken ein den Rückhalteraum überspannendes Glasfasernetzwerk errichtet. Eine optisch gepatchte Ringstruktur ermöglicht hierbei die zweiseitige Erreichbarkeit der Anlagen.
Bildnachweis: RP Freiburg